Lange Radreisen: Praktische Tipps rund um das erste Mal

Eine Reise mit dem Fahrrad ist großartig. Ihr könnt in kurzer Zeit viel sehen und erleben, seid nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam unterwegs und die ganze Zeit an der frischen Luft. Für eine erste längere Radtour ist Deutschland geradezu ideal und macht euch die Vorbereitung darauf dank der guten Infrastruktur ziemlich einfach.

Nadja Rümelin

Training

Schmerzende Handgelenke, ein Zwicken im unteren Rücken, und von den Auswirkungen des Sattels auf das Gesäß mal ganz zu schweigen … ein paar Tage lang sind Wehwehchen wie diese oft noch einigermaßen auszuhalten. Auf längeren Touren können sie sich aber zu echten Problemen entwickeln und euch schnell den Spaß an eurer Tour nehmen. Aber das muss nicht sein! Denn auch wenn die Haltung auf dem Fahrrad nicht gerade die natürlichste ist, kann sich euer Körper gut an diese Art von Belastung gewöhnen. Das braucht allerdings etwas Zeit und Geduld, weshalb ihr möglichst rechtzeitig vor eurer geplanten Tour mit dem Training starten solltet. Beginnt mit kleinen Runden auf dem Rad, die ihr langsam steigert. Am besten plant ihr dabei auch die ein oder andere Wochenendtour ein, bei der ihr zwei oder drei Tage am Stück auf dem (idealerweise bepackten) Rad sitzt. So könnt ihr am einfachsten feststellen, wo sich noch Probleme verbergen (könnten).
Sehr sinnvoll ist auch, regelmäßiges Oberkörpertraining in die Vorbereitung mit einzubauen. Insbesondere ein starker Rumpf sorgt für eine gesunde Haltung auf dem Rad, die ihr auch über lange Strecken beibehalten könnt.

fraeuleindraussen / K. Heckmann Ob in den Bergen, im Wald, am Wasser: das Rad, ein treuer und zuverlässiger Begleiter

Bikefitting

Das beste Training hilft nicht, wenn euer Fahrrad nicht passend eingestellt ist. Spätestens wenn ihr eine längere Radtour plant und viele Tage oder gar Wochen am Stück auf dem Rad verbringen wollt, solltet ihr darüber nachdenken, ein professionelles Bikefitting vornehmen zu lassen. Dabei wird euer Körper genau vermessen und euer Rad entsprechend angepasst. Schon kleine Ände­­rungen, zum Beispiel bei der Höhe oder Neigung des Sattels, können einen riesigen Unterschied machen und dazu führen, dass ihr auch lange Strecken ohne Probleme fahren könnt. Der Sattel selbst sollte dabei ebenfalls per Sattelanalyse gecheckt und gegebenenfalls ausgetauscht werden, denn längst nicht jeder Sattel passt zu jeder Anatomie.

Mit einem bepackten Fahrrad sind Höhenmeter besonders anstrengend. Und die lauern längst nicht nur in den Alpen.

fraeuleindraussen / K. Heckmann Es ist hilfreich, die Haltung auf dem Rad zwischendurch ganz bewusst leicht zu ändern.

Schmerzfrei unterwegs

Mit ausreichender Gewöhnung und einem passenden Rad sind schon mal die idealen Voraussetzungen gegeben, eure Tour ohne Beschwerden genießen zu können. Damit das wirklich der Fall ist, solltet ihr auch unterwegs einige Dinge beachten. So ist es zum Beispiel hilfreich, eure Haltung auf dem Rad zwischendurch ganz bewusst leicht zu ändern. Dabei müsst ihr allerdings darauf achten, dass die Handgelenke nie nach unten durchgedrückt werden und der Rücken nicht zu rund wird.
Außerdem ist es empfehlenswert, regelmäßig Pausen einzulegen und euren Körper zumindest kurz zu lockern und zu dehnen – am besten na­türlich, bevor etwas wehtut! Das hilft auch bei Sitzproblemen, dem wohl am weitesten verbrei­teten Leiden unter Radfahrern. Bei wundgeriebener Haut, die besonders in Verbindung mit warmen Temperaturen auftreten kann, könnt ihr eine spezielle Sitzcreme anwenden, die man auf die Haut und das Polster der Radhose aufträgt. Die Hose solltet ihr unterwegs zudem regelmäßig waschen, damit sich keine Bakterien einnisten, die zu Entzündungen führen können.

Routenplanung

Deutschland verfügt über ein breit gefächertes, hervorragend ausgebautes und markiertes Netzwerk an Radrouten, sodass ihr bei der Routenplanung die Qual der Wahl habt. Für die erste Radtour ist es empfehlenswert, lieber etwas konservativer zu planen und sich nicht zu viel vorzunehmen. 60 bis 80 km pro Tag sind ein guter Richtwert für normal sportliche Erwachsene. Mit einem bepackten Fahrrad sind Höhenmeter besonders anstrengend, und die lauern längst nicht nur in den Alpen. Ihr könnt sie aber leicht zumindest teilweise umgehen, indem ihr eine Radroute wählt, die zum Beispiel einem Fluss (mit Fahrtrichtung stromabwärts!) oder auch Bahntrassen folgt. Auch Radrouten entlang der Küste bergen – zumindest in Deutschland – naturgemäß wenig Steigungen.

Unterkünfte

Besonders frei und flexibel seid ihr beim Radfahren, wenn ihr mit Campingausrüstung unterwegs seid. Campingplätze findet man in Deutschland so gut wie überall, und zumindest außer­halb der Hauptsaison ist es in der Regel auch möglich, spontan noch ein Plätzchen für das Zelt zu ergattern. Campingausrüstung bedeutet aber natürlich auch zusätzliches Gewicht. Vor allem für die erste Radreise kann es angenehm sein, Unterkünfte bereits im Voraus gebucht zu haben und sich neben all den Herausforderungen nicht noch Gedanken um den Schlafplatz machen zu müssen. Der Nachteil ist, dass ihr euch die Etappen nicht frei und je nach Motivation und körperlicher Verfassung einteilen könnt.

fraeuleindraussen / K. Heckmann Um auch lange Strecken bequem zu bewältigen, solltet ihr das Augenmerk auf den passenden Sattel legen.

Verpflegung

In Sachen Verpflegung gilt immer: Habt lieber etwas zu viel als zu wenig dabei. Ein paar Notfallriegel sollten immer mit im Gepäck sein. Allein schon, weil man nie genau weiß, wann das nächste Hungerloch kommt oder ob der kleine Laden, den man auf Google gefunden hat, auch wirklich geöffnet hat. Die Wasserflaschen sollten ebenfalls stets gut gefüllt sein, auch wenn ihr diese entlang vieler Radwege regelmäßig auffüllen könnt.

fraeuleindraussen / K. Heckmann
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