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Nachhaltige Mobilität: Verkehrsmittel im Check

Welches Verkehrsmittel nutzt ihr, wenn ihr in Deutschland verreist oder im Alltag von A nach B kommen müsst? Seid ihr Bus- oder Bahnfahrer oder setzt ihr ganz traditionell aufs Auto? Darüber hinaus gibt es noch andere Verkehrsmittel, die euch an euer Ziel bringen – sie unterscheiden sich aber darin, wie nachhaltig sie sind. 

Wie wir uns fortbewegen, spielt eine große Rolle. Nachhaltige Mobilität ist heutzutage wichtiger denn je und nicht mehr aus der öffentlichen Debatte über Umwelt- und Klimafragen wegzudenken.
Wie können wir möglichst mobil sein und dennoch etwas für unseren Lebensraum tun? Die Antwort ist: Wir sollten uns mit umweltfreundlichen Möglichkeiten der Fortbewegung beschäftigen und uns hier und da in Verzicht üben. Denn viele Klimasünden können vermieden werden, wenn wir auf nachhaltige Mobilität setzen.

Wir stellen euch die beliebtesten Verkehrsmittel der Deutschen in puncto Nachhaltigkeit vor. 

Die Öffentlichen Verkehrsmittel: Bus und Bahn

In den letzten Jahren sind die Öffentlichen Verkehrsmittel, sowohl Nah- als auch Fernverkehr, mehr als je zuvor in den Fokus der breiten Masse geraten. Das Umweltbewusstsein der Menschen nimmt zu, sodass nach Möglichkeiten gesucht wird, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren. 

Auch die Politik hat 2022 Maßnahmen beschlossen, die eine gewisse Lenkungswirkung haben dürften: Von Juni bis einschließlich August gibt es das 9-Euro-Ticket in ganz Deutschland. Es gilt für den Nah- und den Regionalverkehr. Ihr könnt es also auch für lange Strecken nutzen, sofern ihr die Regionalbahn in Anspruch nehmt. Fernbusse und ICEs sowie ICs sind leider ausgenommen.

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Adobe Stock Bahnfahren gilt weithin als nachhaltige Methode, um von A nach B zu kommen.

Der direkte Vergleich

Doch was ist eigentlich umweltfreundlicher, Bus oder Bahn fahren? Mittlerweile gibt es verschiedene Anbieter für Fernbus-Reisen, die der Deutschen Bahn durchaus Konkurrenz machen. Experten vom Verkehrsclub Deutschland haben anhand der Beispielstrecke Frankfurt-Berlin errechnet, auf welches der beiden Fortbewegungsmittel ihr setzen solltet, um möglichst nachhaltig zu handeln.

Wer die Strecke zwischen den beiden Großstädten mit der Bahn zurücklegt, fährt dabei 510 Kilometer, mit dem Fernbus sind es etwa 540. Fakt ist: Mit der Bahn seid ihr in den meisten Fällen – Verspätungen und technische Schwierigkeiten ausgenommen – schneller am Ziel als mit dem Bus. Doch die Fahrt mit dem Bus ist etwas umweltfreundlicher!

Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 liegt beim Fernbus bei etwa 19,2 Kilogramm für diese Strecke, während er bei der Bahn bei 26 Kilogramm liegt – ausgehend von der durchschnittlichen Auslastung, die beim Bus auf etwa 60 Prozent geschätzt wird und bei der Bahn auf 42 bis 44 Prozent. Das kann im Einzelfall natürlich anders aussehen. 

Zusätzliche Faktoren für nachhaltige Mobilität

Außerdem ist bei diesen Rechnungen der Reifenabrieb beim Bus nicht einkalkuliert, der eine der größten Quellen für Mikroplastik in der Umwelt ist. Auch außer Acht gelassen werden Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung und der Instandhaltung von Fahrzeugen und der benötigten Infrastruktur anfallen.

Ob ihr euch nun für den Bus oder die Bahn entscheidet, nachhaltige Mobilität fördert ihr mit beiden: Sowohl der Bus als auch die Bahn sind in jedem Fall umweltfreundlicher als PKWs oder Flugzeuge. 

Die Deutsche Bahn bezieht bereits jetzt (Stand: 2021) etwa 61 Prozent ihrer benötigten Energie aus Ökostrom und möchte zukünftig auf nahezu 100 Prozent kommen, was eure Entscheidung ebenfalls beeinflussen kann. 

Zudem gibt es bei beiden Verkehrsmitteln die Möglichkeit, eure Reise zu kompensieren. Ihr zahlt bereits bei der Buchung einen geringen Beitrag, der euren CO2-Ausstoß zwar nicht rückgängig macht, aber in klimafreundliche Maßnahmen investiert wird. 

Für Sportliche: E-Bikes

Auch wenn die meisten beim Verreisen eher auf Bus, Bahn, Auto oder Flugzeug setzen, so ist das E-Bike doch eine gute Wahl, wenn es um nachhaltige Mobilität im Alltag geht.

Wenn ihr zum Beispiel regelmäßig zur Arbeit pendelt oder andere Strecken zurücklegt, die mit dem klassischen Drahtesel zu weit entfernt sind, bietet sich das E-Bike an. Mit “E-Bike” ist hier ein Pedelec gemeint, ein Rad, das unter 45 km/h fährt und nur dann Motorunterstützung bietet, wenn ihr in die Pedale tretet. 

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Adobe Stock Schneller als der klassische Drahtesel: E-Bikes oder auch “Pedelecs”.

E-Bikes: Energieverbrauch und Effizienz

E-Bikes sind sehr effizient, weil sie auf einer Strecke von zehn Kilometern nur so viel Energie verbrauchen, wie auch benötigt wird, um bei Raumtemperatur 0,7 Liter Wasser zum Kochen zu bringen. 

Hier fällt besonders die Herstellung des Akkus ins Gewicht: Es kommen Schwermetalle wie Nickel, Quecksilber und Blei zum Einsatz. Und auch Lithium-Ionen-Akkus, die als Alternative hergestellt werden, sind umwelttechnisch bedenklich. Hierfür werden nicht nachwachsende Rohstoffe aus Afrika und Südamerika genutzt. Bereits 16 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion von E-Bikes anfallen, werden bei der Herstellung des Akkus ausgestoßen. Das ist immens.Allerdings gibt es auch etwas Positives: Bereits nach etwa 165 gefahrenen Kilometern sind die CO2-Emissionen aus der Herstellung ausgeglichen. Wenn ihr euer E-Bike regelmäßig nutzt, ist es eine umweltfreundliche Variante der Fortbewegung. Behandelt ihr euren Akku gut, hält er länger, was umso nachhaltiger ist. Mehr Tipps zum nachhaltigen Umgang mit E-Bikes findet ihr hier.

Im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln

Das Umweltbundesamt veröffentlicht regelmäßig die neuesten Ergebnisse aus dem TREMOD-Modell. Dieses modelliert alle in Deutschland betriebenen Personenverkehrsmittel und ermittelt davon ausgehend die CO2-Emissionen motorisierter Verkehrsträger. Das Modell aus dem Jahr 2021 zeigt deutlich, dass E-Bikes vorne liegen. Mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von 0,4 Kilogramm CO2 auf 100 Kilometer sind sie in puncto Nachhaltigkeit die Spitzenreiter unter den motorbetriebenen Verkehrsmitteln. Nur zu Fuß gehen und klassisches Fahrrad fahren ist umweltschonender.     

Wann lohnt sich ein E-Bike?

Der ÖPNV liegt laut TREMOD bei einem CO2-Ausstoß von 6,4 Kilogramm pro Kopf und 100 Kilometer, ein Elektroauto bei 13,6 und ein mittelalter Wagen mit einem Benzin-Verbrennermotor bei etwa 20 Kilogramm. 

Auch hier gilt: Die Auslastung spielt eine entscheidende Rolle. Je mehr Menschen den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen, desto geringer ist der Pro-Kopf-Ausstoß. Zusätzlich sollte daran gedacht werden, dass die Verkehrsmittel des ÖPNV ohnehin unterwegs sind – es ergibt also durchaus Sinn, auf diese zu setzen.

Je häufiger ein E-Bike genutzt wird, desto besser seine Umweltbilanz.

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Adobe Stock E Bike fahren: komfortabel und auch nachhaltig, wenn ihr ein paar Dinge beachtet.

Das Auto: Unterschätzte nachhaltige Mobilität?

Obwohl das Bewusstsein für nachhaltige Mobilität und die eigene Verantwortung weiter wächst, steigt nach wie vor der Anteil an zugelassenen Geländewagen in Deutschland. Es kann nicht nur ein größeres Interesse an Nachhaltigkeit beobachtet werden, sondern auch ein Drang, sich diesem zu widersetzen. 

Verwunderlich ist das nicht, ist doch das Auto schon seit Jahrzehnten Begleiter vieler Menschen. Es bringt Komfort und Flexibilität mit sich, die Bus und Bahn in der Form nicht bieten können. Es ist aber auch gefährlicher – und in den meisten Fällen umweltschädlicher. 

Kommen wir auf das Beispiel der Strecke Frankfurt-Berlin zurück. Während eine Fernbusfahrt etwa 19,2 Kilogramm CO2 pro Person verursacht und eine Zugfahrt 26, sind es beim durchschnittlichen Wagen mit Verbrenner-Motor 100 Kilogramm. Erst, wenn eine Fahrgemeinschaft à mindestens fünf Personen zum Tragen kommt, lohnt es sich überhaupt, das Auto zu nutzen. Und selbst dann gilt wieder: Bus und Bahn fahren ohnehin, das eigene Auto nicht. 

Kurzstrecken vermeiden

Auf Kurzstrecken ist es einfach, auf Alternativen umzusteigen, beispielsweise das Fahrrad oder das E-Bike zu nutzen oder sogar zu Fuß zu gehen. Laut Bundesumweltministerium sind ein Drittel aller privater Autofahrten solche, die einen Entfernungsradius von weniger als drei Kilometern abdecken! Bei einem Durchschnittsverbrauch von 7,8 Litern auf 100 Kilometern pro Auto werden im Jahr 320 Kilogramm CO2 eingespart, wenn an 200 Tagen auf diese sechs Kilometer Hin- und Rückweg verzichtet wird. Nicht schlecht, oder? Und der Geldbeutel freut sich ebenfalls darüber. 

Überdies ist es ökologisch nicht sinnvoll, Kurzstrecken zu fahren: Ein kalter Motor weist einen höheren Verbrauch auf als ein warmer. Bei Kurzstrecken kommt der Katalysator nicht zum Tragen, sodass ungehindert Schadstoffe entweichen können.

Weitere Tipps beim Auto fahren

Nicht immer kann aufs Autofahren verzichtet werden. Daher haben wir ein paar Tipps für möglichst kraftstoffsparendes Fahren: Beschleunigt langsam, vermeidet zu große Geschwindigkeits-Sprünge und fahrt stets vorausschauend. Rechtzeitiges Schalten ist ein wichtiger Faktor bei der Senkung des Kraftstoffverbrauchs, aber auch die regelmäßige Wartung eures PKWs sollte nicht in Vergessenheit geraten. Bei einem durchschnittlichen Neuwagen nimmt der Verbrauch um bis zu fünf Prozent zu, wenn der Reifendruck 0,5 bar zu niedrig ist.

Wenn ihr euch ein neues Auto zulegt, achtet direkt beim Kauf auf einen möglichst niedrigen Treibstoffverbrauch. Das macht die Anschaffung vielleicht etwas teurer, lohnt sich jedoch langfristig.

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Adobe Stock Schließt nachhaltige Mobilität PKWs aus? Nicht unbedingt.

E-Autos: Nachhaltige Mobilität der Zukunft?

Zu der gesellschaftlichen und politischen Debatte über nachhaltige Mobilität gehören auch Elektro-Autos. Bei E-Autos gibt es ähnliche Vor- und Nachteile wie bei E-Bikes: Vor allem die Herstellung ist problematisch. Für ein E-Auto werden laut der IEA (Internationale Energie-Agentur) durchschnittlich mehr als 200 Kilogramm an Materialien wie Lithium, Mangan, Kobalt, Graphit und Kupfer genutzt. Doch die CO2-Emissionen bei der Herstellung des Autos werden ab einer gewissen Kilometerzahl ausgeglichen, denn E-Autos stoßen viel weniger CO2 und andere Schadstoffe aus als klassische PKWs. Im Durchschnitt emittieren Elektro-Autos nur 13,6 Kilogramm auf 100 Kilometern. Je höher die Auslastung, desto besser. Zum Vergleich: Ein mittelalter Benziner emittiert im Durchschnitt 20 Kilogramm pro Kopf und 100 Kilometer, ein mittelalter Diesel 21,6. Das macht einen riesigen Unterschied, wenn ihr euer Auto häufig nutzt und viele Tausend Kilometer damit fahrt.

Wann lohnt sich ein E-Auto?

Laut BUND e.V. variiert die Kilometerspanne, nach der die Treibhausgasemissionen durch die Produktion wieder ausgeglichen sind. Je nach Modell benötigt es zwischen 28.000 und 100.000 gefahrene Kilometer. Das zeigt aber: Wenn ihr euer Elektro-Auto regelmäßig nutzt, lohnt es sich. Wenn ihr es nur für Kurzstrecken nutzen wollt, solltet ihr nochmals überlegen, ob diese Neuanschaffung notwendig ist oder ob ihr die Strecken nicht auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad zurücklegen könnt.

Außerdem ist es in ein paar Jahren vermutlich möglich, gebrauchte E-Autos zu kaufen. Diese Alternative ist die nachhaltigste Anschaffung in puncto PWK-Mobilität.

E-Autos: Stromerzeugung

Auch die Stromerzeugung für batteriebetriebene Autos ist ein wichtiger Faktor. In Deutschland gewinnen wir immer noch immer einen großen Teil des erzeugten Stromes aus Braunkohle. Dieser fossile Brennstoff ist klimatechnisch ein großes Problem. Bei keinem anderen Rohstoff ist die CO2-Emission bei der Verstromung so hoch wie bei Braunkohle. Dieser Strom aus Braunkohle fließt in den deutschen Strom-Mix ein, den die meisten von uns beziehen. 

Das ist aber ein Problem in allen Bereichen des Alltags und lässt sich nicht allein auf die Nutzung eines Elektro-Autos beziehen. Mit Öko-Strom seid ihr besser beraten und zugleich könnt ihr auch an anderer Stelle grüne Energie nutzen. 

Zusätzlich ist das Strom-Argument kein plausibles, wenn bedacht wird, wie umweltschädlich Verbrennermotoren sind. Es sollte vielmehr daran gearbeitet werden, den Großteil oder die Gesamtheit des deutschen Stromes aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.

Der Klimakiller: Das Flugzeug

Zu guter Letzt spielt auch das Flugzeug weiterhin eine Rolle bei innerdeutschen Reisen. Geschäftsreisen werden häufig noch mit dem Flugzeug angetreten. Es ist nicht verwunderlich, aber das ist alles andere als nachhaltig. Eine Bahnfahrt setzt auf gleicher Strecke bis zu zehnmal weniger Schadstoffe als eine Flugreise frei, so das Umweltbundesamt. 

Nicht immer lässt sich Fliegen vermeiden und manchmal ist es auch die günstigste Option. In dem Fall habt ihr die Möglichkeit, eure CO2 -Emissionen auszugleichen. 

Außerdem spielt es eine Rolle, wie ihr euch vor Ort verhaltet, sprich: Fliegt ihr in ein All-Inclusive-Hotel, das vor Klimasünden strotzt? Oder kauft ihr vor Ort regional und saisonal ein und unterstützt die lokale Tourismusbranche? 

Das ändert zwar nichts am unternommenen Flug, tut eurer CO2-Bilanz aber gegebenenfalls gut. 

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Unsplash Innerdeutsche Flugreisen sollten bei Möglichkeit vermieden werden.

Auf diese Verkehrsmittel solltet ihr für nachhaltige Mobilität setzen

Auch beim Fliegen muss sich einiges tun, damit dieses Fortbewegungsmittel auf dem Markt der nachhaltigen Mobilität konkurrenzfähig bleibt. In Zukunft gibt es hoffentlich Power-to-Liquid-Treibstoffe, die das klimaschädliche Kerosin ersetzen. Doch das wird noch eine Weile dauern.

Bis dahin solltet ihr, wenn möglich, auf Bus, Bahn, E-Bike oder zuletzt aufs Auto setzen, bevor ihr innerhalb Deutschlands in ein Flugzeug steigt. 

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