Würzburg Innenstadt: Wanderung durch den Ringpark
Würzburg
Zuletzt aktualisiert: 4. April 2021

Highlights:
- Festung Marienberg
- Seltene Bäume
- Alte Mainbrücke
Der Ringpark ist die »grüne Lunge« für die Würzburger Innenstadt und Zeugnis einer geschickten Stadtplanung. Auf einer nicht nur botanisch interessanten Stadtwanderung erkundet ihr viele verschiedene Aspekte des Stadtparks und umrunden spielerisch das Zentrum der mainfränkischen »Regiopole«. Die angegebene reine Gehzeit sollte diesmal unter den Tisch fallen, hier handelt es sich um eine Schau- und Bummelwanderung und leicht wird eine halbtägige Unternehmung daraus.
Festung Marienberg: Ausblick auf den Ringpark

Von der Festung Marienberg aus wirkt der ausgedehnte Ringpark wie ein grüner Kranz, der die Innenstadt Würzburgs mit ihrem fünfeckigen Kern umrankt. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die Pläne für diesen wunderbaren Grüngürtel, der von der Löwenbrücke an der Befestigung des Hofgartens entlang bis hin zur Friedensbrücke führt, auf einer Länge von 3,3 Kilometern und einer Breite von bis zu 240 Metern, bei einer Ausdehnung von 27 Hektar.
Im Jahr 1856 wurden die Stadtbefestigungen gelockert, ab 1880 begann der Schwede Jöns Persson Lindahl mit den Planungen für den Stadtpark nach der Grundidee englischer Landschaftsgärten. Es gab starke Opposition und Anfeindungen gegen Lindahls teils kostspielige Pläne, was diesem stark zusetzte – im Jahr 1887 beging er schließlich Selbstmord. Trotz einiger stadtplanerischer Änderungen und Eingriffe blieb das Werk Lindahls im Großen und Ganzen erhalten, längst erfährt er seine verdiente Würdigung.
Naherholung für Groß und Klein
Der Ringpark wird hervorragend angenommen: Einige laufen ihre Joggingrunde, Familien begeistern sich im Klein-Nizza an Enten, Bänke laden zur Lesepause ein und auf den Grasflächen wird gepicknickt und sich beim Yoga gebogen. Der Park hat angesichts des Klimawandels und der eigentlich viel zu wenigen anderen Grünflächen in der Innenstadt eine immer wichtigere ökologische Funktion als »Klimaoase« mit seiner kühlenden Wirkung – diese reicht bis zu 100 Meter in die benachbarte Bebauung hinein. Zudem lebt eine Vielzahl von Vogelarten im Park, darunter Buchfink, Gartenbaumläufer, das Sommergoldhähnchen und sogar Waldkäuze.
Ihr startet mittendrin, in der Achse der Innenstadt auf der Alten Mainbrücke. Auf der Seite des Modekaufhauses steigt ihr die Treppe hinunter und geht längs des Mains mit wunderbarem Blick auf Festung und Käppele auf neu angelegter Stadt-Flanierpromenade zur Löwenbrücke. Gegenüber der Fußgängerampel stoßt ihr auf eine erste Übersichts-Infotafel, die euch den Aufbau des Ringparks und markante Stellen anzeigt. Parallel zum Sanderglacis lauft ihr durch die Anlage und quert die Sanderstraße, dann die Jehuda-Amichai-Straße. Halb links und am innenstadtnäheren Spazierweg trefft ihr auf den repräsentativen Lindahl-Brunnen zu Ehren des schwedischen Gartenplaners und Urhebers des Ringparks. Ein Stück weiter östlich quert ihr die Marianne-Rein-Straße, ab hier wird es botanisch besonders interessant, denn der Baumlehrpfad beginnt für uns mit Baum Nummer 37 auf der Übersichtskarte für die Bäume, dem »Kolchischen Ahorn«.
Die Stadt von der Friedensbrücke aus genießen
Ihr bleibet auf der »inneren« Route des Parks, diese ist die wesentlich ruhigere bezüglich des Autoverkehrs. Als Nächstes passiert ihr eine Blutbuche, eine Säuleneiche und einen Katsura-Baum, als eines von vielen Beispielen für importierte exotische Bäume im Ringpark, die jeweils von Infotafeln erläutert werden. Eine botanische Besonderheit ist auch der Urwelt-Mammutbaum, dieser steht kurz vor den Zierteichen des »Klein-Nizza«, das Kernstück des Parks und beliebter Treff. Wasserläufe, Goldfische und Enten ergeben ein liebliches, harmonisches Bild und konkurrieren bei Kindern mit dem Spielplatz. In diesem Teil des Ringparks finden sich besonders viele Pflanzen aus Nordamerika und Asien, was dem in Würzburg geborenen Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold (1796–1866) zu verdanken ist, daher stammt auch der Begriff »Siebold-Pflanzen« für die jetzt hier ansässigen Exoten.
Nach Querung des Rennwegs geht ihr am Felsenbrunnen vorbei und passiert Stieleiche und Spitzahorn. Den Berliner Ring, einen Kreisverkehr, umgeht ihr auf dem Bürgersteig an der linken Häuserzeile, dann geht es an der Fußgängerampel zur Fortsetzung der Tour mit Baum Nummer neun des Lehrpfads, der »Ahornblättrigen Platane« und zählt die Bäume rückwärts bis zur »eins«, einer Feldulme.
Jetzt heißt es, den Bahnhofsvorplatz zu überbrücken, die Tour setzt sich mit dem »Pleicherglacis« fort. Hier gibt es einen großen Kinderspielplatz und ein Wasserbecken mit großer Fontäne. Eine Infotafel weist auf den allerersten Nobelpreisträger für Physik (1901), Wilhelm Conrad Röntgen, hin, der hier am nach ihm benannten Röntgenring geforscht hatte.
An der Friedensbrücke geht es nach links und entlang des Kongresshotels, dann hinüber zum Alten Kranen, wo es sich entweder im oben gelegenen Biergarten oder auf der Kaimauer gut sitzen lässt mit Blick auf die Mainschiffe, die Schleuse und den Festungsberg mit der Alten Mainbrücke darunter – eine klassische Perspektive. An oder auf der Alten Mainbrücke beim »Brückenschoppen« beendet ihr die Tour durch die grüne Lunge Würzburgs.
Autor: Andreas Friedrich