Unterwegs in Mecklenburg: Radtour zwischen Schaalsee und Elbetal

Lübtheen

Zuletzt aktualisiert: 16. August 2022

Mittel
Schlecht: Trittsicherheit erforderlich

Die Region zwischen Schaalsee und Elbetal, im Südwesten von Mecklenburg gelegen, lässt sich auf vielfältige Weise per Rad erkunden – zum Beispiel auf der rund 45 Kilometer langen Lübtheener Gutshaustour. Der Europäische Zisterzienserweg beeindruckt mit einer mehr als 100 Kilometer langen Route, die vom Biosphärenreservat Schaalsee zur Elbe-Flusslandschaft Mecklenburg-Vorpommern führt. Unterwegs entdeckt ihr unter anderem den Fluss Schilde mit der Schildmühle, habt die Möglichkeit zum Waldbaden und könnt das beeindruckende Kloster am Schaalsee bestaunen.

Lübtheener Gutshaustour: Auf historischen Pfaden durch Mecklenburg 

Wenn ihr in Südwestmecklenburg unterwegs seid, könnt ihr den Angaben der App “EntdeckerRouten” folgen. Neben der Route liefert sie an verschiedenen Wegmarken wissenswerte Infos in Bild und Ton. Die gewünschte Route lässt sich sogar vorab herunterladen, dann benötigt ihr unterwegs keine mobile Internetverbindung. Der Strom dagegen sollte euch nicht ausgehen…

Kurz hinter dem Waldbad Probst Jesar, auf der 45 Kilometer langen Rad-Rundstrecke der Lübtheener Gutshaustour, versagt plötzlich der Smartphone-Akku. Und damit die Stimme des digitalen Routenführers, der kurz zuvor noch erzählt hatte, was nicht ins Auge fällt: Der “Jesar”, slawisch für Teich, verdankt seine Entstehung einem eingestürzten Salzstock.

In früheren Jahrhunderten wurde er manchen Reisenden zum Verhängnis, wenn sie ihre Pferde an dem steil abfallenden Ufer tränkten, den Halt verloren und in 13 Metern Tiefe versanken. Heute ist hier von Mai bis September ein Waldbad in Betrieb. Der See selbst ist ungefährlich, sein Wasserstand inzwischen gesunken.

Radtour durch Mecklenburg: Europäischer Zisterzienserweg

Das Kloster von Zarrentin, Außenansicht, Radtour Mecklenburg
Adobe Stock Unter anderem könnt ihr das Kloster Zarrentin am Schaalsee bestaunen.

Seht euch am besten auch etwas abseits des Weges um: Es gibt schließlich auch jenseits der vorgeschlagenen Routen einiges zu entdecken. Zum Beispiel entlang des Europäischen Zisterzienserwegs. Auf Mecklenburger Gebiet verbindet er auf rund hundert Kilometer Länge das Biosphärenreservat rund um den Schaalsee mit dem der Elbe-Flusslandschaft Mecklenburg-Vorpommern.

Nach einem Rundgang durch das Herz von Zarrentin am Schaalsee mit Badestelle, Bootshäusern und dem darüber thronenden Backsteinkloster geht es weiter entlang der Schaale. So heißt ein Abfluss des Sees, der von zahlreichen Nebenflüssen gespeist wird.

Schwer vorstellbar, dass die Schaalfahrt in Zeiten der Lüneburger Salzgewinnung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war: Lastkähne brachten über die Wasserwege Elbe, Sude und Schaale Salz an die Ostsee und Brennholz zurück. Heute ist das Flüsschen Naturschutzgebiet und überwiegend Libellen, Wasservögeln und Fischen vorbehalten.

Von der Vergangenheit Mecklenburgs in die Zukunft radeln

Schaalsee-Zufluss, Mecklenburg Radtour
Adobe Stock Nebenflüsse und Kanäle des Schaalsees laden zum Verweilen und Träumen ein.

Wer den Zisterzienserweg bei Kogel verlässt und dem Zufluss der Kleinen Schaale folgt, radelt von der Vergangenheit Mecklenburgs direkt in die Zukunft. Das zumindest versprechen die Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Genossenschaft “Wir bauen Zukunft” in Nieklitz.

“Ich beschäftige mich viel mit Utopien und dafür ist das hier der passende Ort”, sagt Lino Zeddies. Barfuß, in Kapuzenpulli und Jeans, steht der hochgewachsene Organisationsberater vor einem wabenförmigen Gebäude, das Büros, ein Café und Seminarräume beherbergt. Rundherum zehn Hektar wild bewachsenes Gelände, Gemüseanbau, Badeteich. “Seitdem ich hier bin, kann ich viel besser arbeiten, weil ich die ganze Zeit inspiriert bin”, sagt Zeddies.

So einen Ort der Inspiration wollte der Ökologe und Umweltpolitiker Berndt Heydemann schaffen, als er auf dem ehemaligen Ackerland unweit der Autobahn A24 nach der Wende ein Zukunftszentrum gründete. Jedoch zog der sperrige Name “Mensch-Natur-Technik-Wissenschaft” trotz einer Auszeichnung mit dem Deutschen Umweltpreis zu wenige Besucher an – und der Erlebnispark ging pleite.

Modernes Arbeiten mitten in der Natur

Viele Jahre blieb die Natur sich selbst überlassen, Diebstahl und Vandalismus machten den Gebäuden zu schaffen. Bis die Genossenschaft das Grundstück erwarb und es umfunktionierte: Coworking-Spaces lassen sich hier ebenso buchen wie Werkstatt- und Seminarräume. Es gibt verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten, dazu Wildnis-Camps.

Für den Weg zum Werkstattgelände, wo Busse umgebaut werden und Tiny Houses entstehen, steigt Zeddies auf eines der Genossenschaftsräder und empfiehlt zur Weiterfahrt in Richtung Herrenhaus Tüschow die Abkürzung durch das Nieklitzer Holz. Der Forstweg ist allerdings sehr sandig – mit breiteren Reifen kommt man hier besser voran.

Radtour zur Schildmühle und Waldbaden im Elbetal

Elbe-Flusslandschaft Mecklenburg-Vorpommern, Radtour
Adobe Stock Das UNESCO-Biosphärenreservat “Elbe-Flusslandschaft Mecklenburg-Vorpommern” lockt mit traumhaften Aussichten.

In Mecklenburg gibt es außerdem zahlreiche herausfordernde “Hosenträgerwege”: Ein Plattenweg rechts, einer links, in der Mitte Erde, auf der es sich teils erschütterungsfreier rollt als auf den Platten. Umso willkommener ist der Stopp in Schildfeld: Die Schildmühle wurde restauriert und liefert inzwischen Strom, der Förster produziert Wildbret und der Fluss Schilde hat schöne Angelplätze.

Wer sich jetzt nach befestigten Wegen sehnt, sollte dem Zisterzienserweg Adieu sagen und weiter nach Vellahn radeln. Eine mächtige Backsteinkirche weist schon aus der Ferne den Weg: Sie steht auf einer Anhöhe, umringt von Bäumen und einer Mauer aus Feldsteinen.

Für die Erholung empfiehlt sich Waldbaden im doppelten Sinne: Auch Vellahn hat ein öffentliches Schwimmbad mitten im Waldgebiet – und es ist dem Naturpark Mecklenburgisches Elbetal sehr nahe.

Von jetzt an geht es stetig bergab, die Lindenstadt Lübtheen ist viel schneller erreicht als gedacht und es bleibt noch genug Zeit für eine Stadtführung mit der “EntdeckerRouten”-App – zumindest, solange der Akku durchhält.

(dpa)

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