Rund um Schloss Moyland: Radtour am Niederrhein

Kleve

Zuletzt aktualisiert: 23. Juni 2022

51.3 km
Mittel
Gut: Befestigte Wege

Diese abwechslungsreiche Tour führt euch zu großartigen Panoramen und zu einigen der bedeutendsten Kunstschätze am Niederrhein. Der Blick vom Turm der Schwanenburg in Kleve bietet gleich zu Beginn einen schönen Ausblick auf die Landschaft am Niederrhein. Die Rundtour lockt mit reizvollen Etappen auf dem Drusudeich zwischen Kleve und Rindern und entlang des Altrheins zwischen Düffelward und Griethausen. Das Highlight dieser Tour ist Schloss Moyland, eines der wichtigsten nordrhein-westfalischen Bauwerke im neugotischen Stil.

Künstler am Niederrhein

Ihr befindet euch hier in der Heimat großer Künstler, deren Werke in Museen und Kirchen entlang der Route präsent sind. Die Liste an Künstlern reicht von den mittelalterlichen Holzschnitzern in Kalkar über den Landschaftsmaler Barend Cornelis Koekkoek sowie den Grafiker und Bildhauer Ewald Mataré bis hin zu Joseph Beuys. Historische Burgen und Schlösser, beispielsweise die Schwanenburg und Schloss Moyland in Bedburg-Hau, säumen den Weg. Bedeutende Kirchen wie die Nicolai-Kirche in Kalkar oder die Pfarrkirche in Kleve-Rindern lohnen einen Besuch, während in Kalkar eine Windmühle zur Einkehr einlädt.

Start der Fahrradtour zum Schloss Moyland

Ihr startet eure Radtour am Bahnhof Kleve. Linker Hand seht ihr die schönen Parkanlagen der Wasserburg Rindern – inklusive Gräfte und Schwan. Die Wasserburg Rindern wurde ursprünglich 1654 erbaut und daraufhin vom Großen Kurfürst von Brandenburg als Jagdhaus genutzt. Nach Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert blieben von der ursprünglichen Fassadengestaltung nur einige Sandsteinornamente erhalten.

Im Ortsteil Rindern lohnt die Kirche St. Willibrord einen Besuch. Sie wurde auf römischen Fundamenten aus dem 1. Jahrhundert errichtet. Im Inneren dient ein dem römischen Gott Mars-Camulus geweihter Stein als Altar. Im kleinen Museum neben der Kirche könnt ihr einige römische, aber auch keltische und fränkische Funde bewundern.

Die Kirche St. Willibrord in Rindern, Niederrhein
Hans-Martin Scheibner Die Kirche St. Willibrord in Rindern ist einen Besuch wert.

Radeln auf dem Drususdeich

Hinter Rindern radelt ihr auf einer landschaftlich besonders schönen Etappe auf dem Drususdeich. Hier gibt es mehrere, teilweise mit Seerosen bestückte kleine Teiche. Sie werden hier „Kolke“ genannt. Kühe und Pferde weiden auf den saftigen Wiesen. Der Deich ist benannt nach Drusus, einem Stiefsohn des römischen Kaisers Augustus. Als Feldherr führte er Feldzüge gegen die Germanen und stieß dabei bis zur Nordseeküste und zur Elbe bei der heutigen Stadt Magdeburg vor.

Bei Düffelward erreicht ihr den Deich des Altrheins, der euch in der Ferne den Eltener Berg offenbart. Jetzt lenkt ihr rechts ein.

Den Altrheindeich entlang nach Griethausen

Kurz vor Wardhausen kommt ihr am Denkmal von Johanna-Sebus an, die bei der großen Flut 1809 ums Leben kam, als sie andere Menschen vorm Ertrinken retten wollte. Anschließend setzt ihr bei einer kleinen Schleuse über den Spoykanal. Fast zwei Kilometer fahrt ihr auf dem Deich, vorbei an einem schönen, großen Kolk bei Brienen nach Griethausen. Dort passiert ihr die ehemalige Eisenbahnbrücke über den Altrhein, die einstmals Köln mit den niederländischen Nordsee-Häfen verband. Am alten Rheintor von Griethausen befinden sich Hochwassermarken mit historischen Pegelständen.

Weiter geht es nach Grieth

Als Nächstes passiert ihr die Emmericher Rheinbrücke, die in einer Höhe von etwa 30 Metern den Rhein überspannt. Mit einer Länge von 1288 Metern und 500 Metern Spannweite gilt sie als die längste Hängebrücke Deutschlands.

Am Deichvorland vorbei geht es nach Grieth, wo ihr sofort den Turm der Griether Mühle erblickt, einer ehemaligen Windmühle aus dem Jahr 1821.

Brauhaus Kalkarer Mühle, Niederrhein
Wikimedia/Frank Vincentz Zeit für eine Pause: Das Brauhaus Kalkarer Mühle bietet niederrheinische und internationale Gerichte an.

Ruine des „Schnellen Brüters“ in Kalkar

Eure Radtour führt euch weiter Richtung Kalkarer Zentrum, wo ihr bald die Ruine des „Schnellen Brüters“ entdeckt. Das ehemalige Atomkraftwerk wurde trotz heftiger Proteste 1985 fertiggestellt, aber nie in Betrieb genommen. Das sieben Milliarden D-Mark teure Projekt wurde 1991 wegen (sicherheits)politischer Bedenken eingestellt. Ausgleichszahlungen des Landes Nordrhein-Westfalen für die betroffene Region flossen vor allem in die Entwicklung des Radwandertourismus durch die 1994 eröffnete Niederrhein-Route. In der Ruine des „Schnellen Brüters“, dessen Abriss 75 Millionen Euro gekostet hätte, wurde von einem niederländischen Investor ein Freizeitpark errichtet – „Wunderland Kalkar“ nennt sich dieser Park heute.

Das historische Rathaus in Kalkar

Radtour zu Schloss Moyland, Kalkar Rathaus
Otmar Steinbicker Das historische Rathaus der Stadt Kalkar im Stil der Backsteingotik

Die Route führt euch nun am Wisseler See entlang, einem Seglerparadies mit Strandbad. Später verläuft sie schön geführt an einem Bachlauf entlang.

Die Stadt Kalkar wurde im Jahr 1230 vom Grafen Dietrich V. von Kleve als Zentrum wichtiger Handelsstraßen gegründet und entworfen. Ihre schnelle wirtschaftliche Blüte verdankt sie der Wollweberei; hergestellt wurden vor allem aus Schafwolle gefertigte Stoffe. Kalkar trat der Hanse bei und zählte bereits im 15. Jahrhundert mehr als 4000 Einwohner. Vom einstigen Reichtum künden noch heute die alten Häuser im Stadtzentrum, zum Beispiel das historische Rathaus, das von 1438 bis 1445/46 im Stil der Backsteingotik errichtet wurde und den Marktplatz noch heute dominiert. Anfangs befand sich im Erdgeschoss die Markthalle mit Tuch- und Fleischständen sowie die Stadtwaage, während die Stadtverwaltung in den darüber liegenden Geschossen ihre Räume hatte. Im großen Saal tagte das Gericht, das mächtige Dachgeschoss diente als Kornspeicher.

Abstecher zur Stadtwindmühle

Ein kleiner Abstecher vom Markt nach links in die Hanselaerer Straße lohnt sich, denn hier könnt ihr die Stadtwindmühle am Hanselaertor besichtigen. Sie ist mit 27,5 Metern Kappenhöhe die größte Windmühle am Niederrhein. Nach ihrer Restaurierung 1995/1996 wird hier heute wieder Korn gemahlen und in einer kleinen Brauerei Bier gebraut. In der ehemaligen Scheune lädt eine Gaststätte zur Stärkung ein.

Weitere Radtouren am Niederrhein

St. Nicolai-Kirche in Kalkar

Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Niederrheins gehören die Altäre der St. Nicolai-Kirche westlich des Marktes an der Altkalkarer Straße. Die zwischen 1409 und 1450 erbaute, dreischiffige gotische Hallenkirche ist eine Schatzkammer mittelalterlicher Kunst. Das Innere wird beherrscht durch den Marienleuchter aus Eichenholz mit der Darstellung des Stammbaumes Jesu.

Holzschnitzkunst des Mittelalters

Der Schmerzensaltar von Heinrich Douvermann in der südlichen Chorkapelle ist besonders beeindruckend. Er gehört mit der Kreuzigungsgruppe und der Maria Magdalena des Dreifaltigkeitsaltars zu den bedeutendsten Zeugnissen der deutschen Holzschnitzkunst des ausgehenden Mittelalters und der Renaissance. Von 1490 bis 1540 arbeiteten in Kalkar bedeutende Holzschnitzer wie Meister Arnt van Tricht, Heinrich Douvermann, Arnt van Zwolle, Derick Baegert und H. Bernts. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts standen in der Kirche 15 Altäre, die von den reichen Bruderschaften und Gilden gestiftet waren; sieben von ihnen sind auch heute noch zu besichtigen.

Sieben-Schmerzen-Altar, St. Nicolai-Kirche in Kalkar
Otmar Steinbicker Der Sieben-Schmerzen-Altar von Heinrich Douvermann in der St. Nicolai-Kirche

Schloss Moylond: Das Highlight der Tour

Ihr verlasst Kalkar und radelt durch die dahinterliegende Felderlandschaft. Dort passiert ihr den historischen Rittersitz „Haus Horst“, der heute als Seniorenheim genutzt wird. Nachmittags wird Radwanderern und Besuchern auf den Gartenterrassen selbstgebackener Kuchen angeboten.

Nur noch wenige Kilometer und ihr erreicht Schloss Moyland. Die Wasserburg aus dem 15. bis 17. Jahrhundert gehörte von 1695 bis 1767 dem Kurfürsten von Brandenburg und den späteren Königen von Preußen; sie war der bevorzugte niederrheinische Landsitz der preußischen Königsfamilie. Im Januar 1692 erlebte auf Schloss Moyland Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg Liebeswonnen mit der siebzehnjährigen Emmericher Gastwirtstochter Katharina Ryckers. Sie ging als „Schön-Kätchen von Emmerich“ sowie als Gräfin Kolbe von Wartenberg in die Geschichte ein. Im Jahr 1740 begegneten sich hier der junge Preußenkönig Friedrich II. und der französische Philosoph Voltaire.

Schloss Moyland: Neuere Geschichte

Im 19. Jahrhundert im Stil der englischen Tudor-Gotik umgebaut, wurde Schloss Moyland nach dem Einmarsch der Alliierten 1945 durch Vandalismus zerstört. Dabei ging auch eine bedeutende Gemäldesammlung mit Werken von Rubens, van Dyck, Frans Hals, Jan Brueghel und anderen Niederländern in Flammen auf.

Zwischen 1987 und 1997 wurde Schloss Moyland umfassend restauriert. Das Innere wurde dabei völlig neugestaltet und für eine museale Präsentation optimiert. Heute wird dort die Kunstsammlung der Brüder Hans und Franz Joseph van der Grinten gezeigt. Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden fast 5000 Arbeiten von Joseph Beuys. Darüber hinaus werden im Joseph Beuys Archiv über 200.000 Archivalien zu Leben, Werk und Wirken des Künstlers aufbewahrt.

Schloss Moyland am Niederrhein , Kreis Kleve
Otmar Steinbicker Das traumhaft schöne Schloss Moyland hat auch eine Menge geschichtlicher Fakten zu bieten.

Schloss Moyland öffnet von April bis Oktober zwischen 11 und 18 seine Türen für euch, samstags und sonntags zwischen 10 und 18 Uhr. Im Winter hat es nur bis 17 Uhr geöffnet. Montags ist lediglich die Parkanlage zur Besichtigung offen.

Prinz-Moritz-Grabmal

Als Nächstes erreicht ihr den Herrensitz „Haus Rosendal“, der im Jahr 1532 errichtet wurde. Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend verfallen, wurde Haus Rosendal nach 1797 ohne Turm wiedererrichtet.

Wenn ihr nach links in die Uedemer Straße lenkt, findet ihr neben der Hotelpension „Berg und Tal“ einen Hinweis aufs Prinz-Moritz-Grabmal. Dieses Grabmal errichtete Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen zu Lebzeiten für sich selbst. Die römischen Antiken, die ursprünglich im Grab eingebaut waren, befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Sie wurden durch Kopien ersetzt, ebenso wie die eingemauerten antiken Gefäße und die gusseisernen Vasen aus dem 17. Jahrhundert, die die Pfeiler bekrönen. Der kurbrandenburgische Statthalter hatte in Kleve residiert und dort eine Gartenlandschaft mit Kanälen, Alleen, Brunnen, Aussichtshügeln und Statuen geschaffen.

Prinz-Moritz-Grabmal, Niederrhein, Radtour zum Schloss Moyland
Otmar Steinbicker Das Prinz-Moritz-Grabmal in der Nähe von Kleve

Im weiteren Verlauf führt die Strecke wieder zu eurem Ausgangspunkt in Kleve zurück. Schon weit aus der Ferne ist die Schwanenburg zu erkennen. Die steile Lage auf dem „Kliff“ hat der Stadt übrigens ihren Namen gegeben.

Autor: Otmar Steinbicker

Diese Tour stammt aus dem Buch „Rad Land Lust Niederrhein“, herausgegeben vom Verlag BVA BikeMedia.

Rad, Land, Lust - Niederrhein - Cover
BVA BikeMedia

Das sind unsere Tipps auf diesem Adventure

  • Leo Jacobs Sommerwirtschaft

    Direkt am Spoyufer gelegenes Lokal, das nur im Sommer geöffnet hat.

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  • Brauhaus Kalkarer Mühle

    In diesem Brauhaus werden sowohl niederrheinische als auch internationale Gerichte aufgetischt. In den Sommermonaten lädt eine Terrasse zum kulinarischen Genuss unter freiem Himmel ein.

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  • Schwanenburg

    Die Schwanenburg ist das Wahrzeichen der Stadt Kleve. Sie beherbergt ein Geschichtsmuseum; vom Turm aus habt ihr einen tollen Blick auf die Stadt. In der Burg sind die Amtsräume der Justiz beheimatet.

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  • Pfarrkiche St. Willibrord

    Dreischiffige, neogotische Pfarrkirche im Klever Ortsteil Rindern

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  • gotisches Rathaus in Kalkar

    Das Rathaus in Kalkar ist ein spätgotischer Backsteinbau und trägt Kunde vom ehemaligen Wohlstand der Stadt. Seit 1984 steht es unter Denkmalschutz.

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  • St. Nicolai-Kirche

    Im Mittelalter erbaute gotische Bürgerkirche mit beeindruckenden erhaltenen Altaraufbauten

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  • Schloss Moyland

    Schloss Moyland in Bedburg-Hau beherbergt heutzutage verschiedene Ausstellungen sowie das Joseph Beuys Archiv. Auch der Schlosspark ist einen Spaziergang wert.

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  • Prinz-Moritz-Grabmal

    Moritz von Nassau, ehemaliger kurbrandenburgischer Statthalter in Kleve, ließ dieses Grabmal 1678 für sich selbst errichten. Nach seinem Tod wurde er zunächst hier beigesetzt, dann aber in die Familienkluft gebracht.

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Unterwegs entdeckt / Überraschendes am Wegesrand

Schwanenburg, Pfarrkirche St. Willibrord, gotisches Rathaus, St. Nicolai-Kirche, Schloss Moyland, Moritzgrab

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