Rheinbach: Wandern mit Fachwerk-Charme
Rheinbach
Zuletzt aktualisiert: 10. Februar 2022

Rund 15 km südwestlich von Bonn liegt die Kleinstadt Rheinbach. Schon bei der Ankunft am Rheinbacher Bahnhof wirst du sehen: Hier in der Voreifel ist die Landschaft weitgehend flach. Vereinzelte Hügel aber lassen im Westen die ersten Ausläufer der Eifel und im Süden das Ahrgebirge erahnen. Das Städtchen ist gemütlich und es macht Spaß, hier ein wenig zu flanieren. Die engen Gassen sind verwinkelt, es gibt viele einladende Cafés, kleine Geschäfte und wunderschöne Fachwerkhäuser. Für historisch und handwerklich Interessierte hat die Stadt noch etwas Besonderes zu bieten. Schließlich trägt Rheinbach den Beinamen „Glasstadt“ nicht von ungefähr. Zum einen beherbergt die Kleinstadt die Staatliche Glasfachschule, zum anderen befindet sich hier das über die Region hinaus bekannte Glasmuseum. Und dieses ist wirklich sehenswert – auch wenn du dich weniger für Handwerk und Technik interessierst.
Die Glasstadt Rheinbach
Der enge Bezug Rheinbachs zu Glas hat einen geschichtsträchtigen Grund. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten hier zahlreiche aus Böhmen stammende sudetendeutsche Glasveredler ihre Werkstätten neu auf. 1948 gründeten sie die Staatliche Glasfachschule Rheinbach. Das Glasmuseum zeigt die ganze Bandbreite kunstvoller Glaserzeugnisse – vom Barock über die Biedermeier-Zeit bis hin zu modernsten Erzeugnissen. Darüber hinaus erfährst du alles über die Glasherstellung und kannst an bestimmten Tagen den Glasveredlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Das Museum liegt im Himmeroder Hof, dem kulturellen Mittelpunkt der Stadt. Im Innenhof dieser ehemaligen Klosteranlage bzw. ehemaligen Gutshofs finden das ganze Jahr hindurch Veranstaltungen statt. Dazu gehören beispielsweise Ausstellungen, Oldtimer-Treffen oder Konzerte. Besonders bekannt ist das Musikfestival „Kultur im Hof“, bei dem du unterschiedlichste Bands aus der Region erleben kannst.
Tipp: Ebenfalls im Himmeroder Hof befindet sich das Besucherzentrum des Naturpark Rheinland. Hier findest du alle wichtigen Infos zu möglichen Wanderungen in und um Rheinbach. Außerdem kannst du dich mit Kartenmaterial und Broschüren eindecken und erfährst von den Mitarbeiter*innen Geheimtipps für Touren in der Region. Wenn du noch etwas Kurioses zum Thema Glas sehen möchtest: Nur wenige Minuten zu Fuß entfernt vom Glasmuseum steht ein komplett gläsernes Haus, der sogenannte Glaspavillon.

Wandern auf dem Römerkanal-Wanderweg
Nur einen Steinwurf entfernt vom Glasmuseum bekommst du die Gelegenheit, noch viel weiter (und spektakulärer) in die Geschichte abzutauchen. Denn beim Wandern um Rheinbach herum gibt es so Manches zu entdecken: Unter anderem verläuft dort der Römerkanal-Wanderweg, ein touristisches Highlight der Region. Die Route folgt dem Verlauf des Kanals, der einst das römische Köln mit Frischwasser aus der Eifel versorgte. Die insgesamt sieben Etappen sind zwischen 13 und 22 km lang und mit Wegweisern und Infotafeln bestückt. An Rheinbach angrenzend liegen die Etappen 4 (Richtung Kreuzweingarten, Länge 16 km) und 5 (Richtung Brenig, Länge 22 km). Etappe 4 beginnt am Kreisverkehr „Vor dem Dreeser Tor“/Ecke Bahnhofstraße. Der Start der Etappe 5 ist am Himmeroder Wall, schräg gegenüber des Glasmuseums. Nähere Informationen gibt es im Römerkanal-Infozentrum im Himmeroder Hof.
Ein gigantisches Bauwerk
Der Römerkanal, erbaut im 1. Jahrhundert n. Chr., gilt als eines der bedeutendsten technischen Römerzeit-Bauwerke nördlich der Alpen. Er begann in Nettersheim in der Eifel und führte über Kall, Mechernich, Rheinbach und Hürth bis in den heutigen Kölner Stadtteil Sülz. Besondere Schwierigkeit: Für einen konstanten Wasserfluss musste die Wasserleitung auf der gesamten Strecke ein ausreichendes Gefälle aufweisen. Dabei galt es jedoch, teils beachtliche Hügel und Täler zu überwinden. Daher umging der Wasserkanal steilere Erhebungen oder auch Senken und nahm einen „Umweg“. Die Länge des Kanals betrug daher knapp 100 km – deutlich mehr also als die reine Entfernung zwischen Köln und dem Startpunkt der Leitung. Etwa 20.000 Kubikmeter Trinkwasser flossen täglich (!) durch den Kanal nach Köln. Damit die Leitung vor Frost und äußeren Beschädigungen geschützt ist, verlief sie größtenteils unterirdisch. Die Breite betrug ca. 70 cm, die Höhe etwa 1 Meter. So war sie zu Inspektions- und Reparaturzwecken von innen begehbar. Größere Hochbauten zur Überwindung von Schluchten wurden vermieden. Lediglich auf den letzten Kilometern vor der Stadt Köln floss das Wasser offenbar über eine Aquäduktbrücke. Historiker vermuten, dass sich das Wasser auf diese Weise besser in die einzelnen Stadtteile lenken ließ.
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