Kellerwaldsteig in Nordhessen: Top-Wanderweg in Deutschland
Nordhessen
Zuletzt aktualisiert: 10. März 2021

Highlights:
- Schluchtwald
- Besucherbergwerk Bertsch
- Burgruine Löwenstein
Ausgedehnte Buchenwälder und eine alte, kleinbäuerliche Kulturlandschaft prägen das Naturschutzgebiet des Kellerwaldes. In der durch Verkehrswege weitgehend unzerschnittenen Landschaft erlebt der Besucher ein Wechselspiel von Wäldern, Wiesenfluren und typischen Kerbtälern. Die beste Gelegenheit, diese herben Naturschönheiten zu erleben, bietet der einschließlich Ederseeumrundung insgesamt 167 km lange Kellerwaldsteig. Er wurde 2004 als einer von drei Top-Wanderwegen in Deutschland mit dem Qualitätssiegel des Deutschen Wanderverbandes ausgezeichnet. Folgende Merkmale heben den Kellerwaldsteig aus einer Vielzahl von Wanderwegen hervor: Die sehr gute Markierung durch sogenannte Holzigel und zusätzliche Zeichen an den Bäumen (stilisiertes K), die Streckenführung auf zu über 50 % naturbelassenen Wegen, die zahlreichen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten an den Etappen und nicht zuletzt die Rastmöglichkeiten in Wetterschutzhütten oder in Gasthäusern der Region. Die Querverbindung auf der Höhe von Frankenau ermöglicht die Beschränkung auf die 89 km lange Südschleife und damit den eigentlichen Kernbereich des Kellerwaldes.
1. Tag: Von Hüddingen nach Bergfreiheit. Ca. 20 km, 550 Hm, 5.30 Std.

Ausgangpunkt der ersten Etappe ist das hübsch im Abschluss des Schifftales gelegene Hüddingen. Hinter der Kirche orientiert man sich am Gabelpunkt des Kellerwaldsteiges rechts Richtung Bad Wildungen. Den Auftakt machen wechselvolle Waldrandwege ins Wölftetal, dann geht es über die Kreisstraße hinab zur Stahlquelle und zur Talquelle. Wohltuend wirkt die Erfrischung aus den kalten Mineralquellen. Durch das Naturschutzgebiet Talgraben orientiert man sich in das einzigartige Kerbtal des Sonderbaches. Der natürliche Schluchtwald zu beiden Seiten beherbergt seltene Pflanzen und Tiere, u. a. den Feuersalamander. Über eine Holzbrücke verlässt man das Kleinod Richtung Odershausen (9 km). Beachtenswert sind die Diabasklippen am Ortsrand, an deren Querschnitt sich sehr anschaulich die Erdzeitalter ablesen lassen. Über Wiesen und Felder verläuft das nächste Teilstück zur sogenannten Jägersburg, der freien Parzelle eines ehemaligen Jagdschlösschens.
Kurz vor Armsfeld stößt man im Wald auf die seltsam verdrehten Exemplare der sogenannten Süntelnbuchen. Im romantischen Urfftal gelangt man schließlich ins Etappenziel Bergfreiheit. Das Schneewittchendorf im tiefen Kellerwald wurde 1562 als Bergwerkssiedlung gegründet. Noch heute erinnern zahlreiche Stationen an die alte Bergwerkstradition. Im Besucherbergwerk Bertsch, einer ehemaligen Kupfermine, tauchen die Gäste unter kundiger Führung in die Unterwelt ein. Das Museum »Altes Bergamt« im Ortskern informiert anschaulich über historische Abbautechniken und den harten Bergmannsalltag. Sehenswert ist außerdem die örtliche Edelsteinschleiferei.
2. Tag: Von Bergfreiheit nach Bad Zwesten. Ca. 12 km, 250 Hm, 3 Std.
Der zweite Tag beginnt mit einem Wechselspiel von Wald und Wiesenflächen. Es folgt der Abstieg ins Wälzebachtal (Bundesstraße 485!) und der Gegenanstieg zur Schnitzer-Eiche. Sie erinnert an den vor 150 Jahren von Wilderern ermordeten Jakob Schnitzer. Wenig später trifft man auf einen sesselartig geformten Felsblock, den sogenannten Sorgenstuhl. Er ist für die Kurgäste aus dem nahen Bad Zwesten ein beliebter Anlaufpunkt, um Alltagssorgen zu vergessen. Von hier sind es nur wenige Minuten an den Kliniken vorbei zum Zentrum von Bad Zwesten.
3. Tag: Von Bad Zwesten nach Densberg. Ca. 20 km, 700 Hm, 5.15 Std.
Der erste Anstieg des dritten Wandertages gilt der schon von Weitem sichtbaren Ruine Löwenstein. Vom renovierten Bergfried öffnet sich ein weites Panorama. Unterhalb der Burg senkt sich der Kellerwaldsteig durch Schiffelborn hinab zum Badeteich der Freizeitanlage Urfftal. Anschließend wird es ernst: Es folgt die lang gezogene Bergetappe zum Wüstegarten (11 km), dem höchsten Punkt des Kellerwaldes. Vom neu errichteten 25 m hohen Kellerwaldturm erfasst der Blick das gesamte kurhessische Bergland. Absteigend berührt der Steig die mächtigen Quarzitformationen der Mausefalle und des Exhelmer Steins. Mit starkem Gefälle geht es dann zum Waldrand und zur Dorflinde in Densberg.
4. Tag: Von Densberg nach Battenhausen. Ca. 20 km, 650 Hm, 5 Std.
Der vierte Tag ist der einsamste. Die Wege verlaufen abseits von Siedlungen fast ausschließlich im Wald. Zum Auftakt geht es empor zur Helenenquelle, dann zur Hochfläche von Schönau und schließlich zum tief im Forst versteckten Gemäuer der Ruine Schönstein (6 km). Dem Steilabstieg ins Tal der Gilsa folgt ein lang gezogener Gegenanstieg zum dicht bewaldeten Westhang des Jeust. Später nähert sich der Weg an den Ausläufern des Hohen Lohr dem Wintersportort Battenhausen.
5. Tag: Von Battenhausen nach Hüddingen. Ca. 19 km, 450 Hm, 5 Std.
Die letzte Etappe führt von Battenhausen zu den Hängen der Skipiste, ehe sich der Stieg in dunklen Forsten nach Haina hinabsenkt. Der Ort wird geprägt durch die ehemalige Klosteranlage der Zisterzienser aus dem 13. Jh., heute ein Zentrum für Soziale Psychiatrie. Die gut erhaltene Klosteranlage mit Psychiatriemuseum ist eine eingehende Besichtigung wert. Von Haina führt eine lang gezogene Steigung mit wechselnden Waldbildern empor zum Höhendorf Löhlbach (11 km).
Hübsch ist hernach der Wegverlauf im Wiesenhochtälchen des Wesebaches, ehe an der Kellerwaldsteig-Verzweigung links das Steilstück empor zur Jausenstation Dülfershof ansetzt. Die gänzlich abgeschieden gelegene Örtlichkeit wurde schon vor 1400 erwähnt, als Weiler mit 13 Höfen und einer Marienkapelle. Über den Aussichtspunkt Hüddinger Acker verläuft der Wanderweg schließlich hinab zurück nach Hüddingen.
Autoren: Thorsten Lensing, Ulrich Tubbesing