Duvenstedter Brook: Hirschbrunft live erleben

Duvenstedter Brook, Hamburg

Zuletzt aktualisiert: 14. Juni 2022

Einfach

Highlights:

  • Im Herbst ist Paarungszeit
  • Bei Dunkelheit auf die Beobachtungsstände
  • Brunftrufe erfüllen die Stille

Ihr wolltet schon immer mal Hirsche bei der Brunft beobachten? Der Herbst ist die perfekte Jahreszeit dafür: Legt euch zur Dämmerung im Naturschutzgebiet Duven­stedter Brook im Nordosten von Hamburg auf die Lauer. Dort erwarten euch mehrere Wildbeobachtungsstände.

Duvenstedter Brook: Naturschutzgebiet in Hamburg

Ganze 785 Hektar groß ist der Duvenstedter Brook im Hamburger Stadtteil Wohldorf-Ohlstedt. Auf dieser Fläche wechseln sich Bruchwälder, Wiesen, Heidelandschaften, Moore, Bäche und Tümpel ab und bieten zahlreichen Pflanzen-, Pilz- und Tierarten Schutz. Deshalb ist der Duvenstedter Brook zugleich Flora-Fauna-Habitat-Gebiet und EU-Vogelschutzgebiet. Besonders Moore, seien es Nieder- oder Hochmoore, prägen die Landschaft des Brooks. Als großflächige Feuchtgebiete sind sie Lebensraum für etliche Tiere und Pflanzen. Seinem Reichtum an Mooren hat das Naturschutzgebiet seinen Namen zu verdanken, denn “Brook” ist eine alte Bezeichnung für das Wort “Bruch” – und “Bruch” bedeutet so viel wie “nasser Wald”. 

Duvenstedter Brook in Hamburg, See
Adobe Stock Gewässer im Duvenstedter Brook in Hamburg

Geschichte des Duvenstedter Brooks

Die Geschichte des Duvenstedter Brooks, wie ihr ihn heute bei eurem Spaziergang erlebt, reicht etwa 15.000 Jahre zurück, bis ans Ende der letzten Eiszeit. Im nordwestlichen Areal des Naturschutzgebietes zeugt die flach-hügelige Landschaft beispielsweise von ehemaligen Gletschermassen, die sich hier zurückgezogen und -gebildet haben. Rund 10.000 Jahre ist es bereits her, dass Birken und Kiefern Einzug in den Duvenstedter Brook gehalten haben; zweitausend Jahre später folgten andere Arten wie Ulmen, Eschen, Erlen und einige mehr. 

Später gingen einige Baumbestände wie die der Ulmen und Eschen aufgrund von intensiver landwirtschaftlicher Nutzung des Brooks durch Menschen wieder stark zurück. Nutztiere, die damals häufig in den Wald getrieben wurden, machten sich an den Bäumen zu schaffen und sorgten so dafür, dass die Vielfalt der Bäume deutlich sank. Auch die Moore litten, besonders im 19. und 20. Jahrhundert, unter der intensiven Landwirtschaft – Torfabbau stand auf der Tagesordnung. 

Duvenstedter Brook heute

Seit der Ausweisung des Brooks als Naturschutzgebiet im Jahr 1958 steht der wertvolle Lebensraum unter besonderem Schutz. Seither wurden zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen ergriffen und werden noch immer regelmäßig umgesetzt. Zum Beispiel wurden alte Entwässerungsgräben gesperrt, denn so kann lebensnotwendiges Wasser erhalten werden. Darum – wie auch um viele andere Schutzmaßnahmen des Duvenstedter Brooks – kümmert sich die NABU-Gruppe Walddörfer.

Artenvielfalt bestaunen

Um die Hirschbrunft im Duvenstedter Brook zu beobachten, solltet ihr im Herbst in der Dämmerung oder, besser noch, in der Nacht unterwegs sein. Die wunderschönen und je nach Gebiet des Brooks unterschiedlichen Landschaften könnt ihr euch vorher bei einem langen Spaziergang durch das riesige Gebiet zu Gemüte führen. Im Duvenstedter Brook findet ihr ungefähr 600 verschiedene Pflanzenarten, darunter viele sehr selten gewordene. Vielleicht erspäht ihr den fleischfressenden Sonnentau oder erhascht einen Blick auf seltene und wunderschöne Orchideenarten. Auch Rosmarinheide und die Moosbeere sind hier beheimatet, genau wie Birken- und Fliegenpilze. 

Tiere beobachten im Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook

Baumfalke, Nahaufnahme
pixabay Mit etwas Glück erspäht ihr Baumfalken im Duvensteder Brook.

Die Tierwelt des Duvenstedter Brooks ist fast noch beeindruckender: Ganze 39 verschiedene Libellenarten sind in den Feuchtgebieten des Brooks zuhause, darüber hinaus haben sich bereits 100 Vogelarten, 35 Tagfalter-Sorten, zwölf unterschiedliche Arten der Reptilien- und Amphibien-Gattung und 38 verschiedene Säugetierarten im Naturschutzgebiet niedergelassen. Etliche bedrohte Tierarten finden in diesem Waldgebiet mitten in Hamburg Schutz, zum Beispiel der als weltweit gefährdet geltende Wachtelkönig. 

In den Wassergräben sowie in den Teichen und Bächen erspäht ihr mit Glück die verschiedensten Molch- und Froscharten; an Land könnt ihr Waldeidechsen, Blindschleichen, Baumfalken oder Kreuzotter entdecken. 

Achtet bitte beim Beobachten aller Tiere darauf, eine angemessene Entfernung einzuhalten und die Wege nicht zu verlassen. Die Tiere sollen sich hier, in ihrem gewohnten Habitat, wohlfühlen und nicht erschreckt werden. Ein Fernglas ist eine gute Idee, um Tiere unbemerkt aus der Nähe bestaunen zu können. 

Zu jeder Jahreszeit eine Pracht: Der Duvenstedter Brook

Für die Hirschbrunft müsst ihr euch im Herbst auf den Weg zum Duvenstedter Brook machen, wenn die Bruchwälder rot, braun und golden leuchten und das Laub schon unter euren Füßen raschelt. Doch auch zu jeder anderen Jahreszeit ist der Duvenstedter Brook wunderschön anzusehen. Im Frühling zum Beispiel findet ihr, besonders im nordwestlichen Teil, Wollgräser, die weiße Tupfer in der Landschaft hinterlassen. Ein weiteres Highlight: In dieser Saison lassen sich Kraniche im Duvenstedter Brook beobachten. Sie lassen sich hier nieder, bevor sie im Herbst ihren Rückzug nach Spanien antreten. Auch für den Schutz der Kraniche zeichnen sich die ehrenamtlichen Mitarbeitenden des NABU verantwortlich. 

Sommer und Winter im Brook

Im Sommer dominiert an vielen Stellen des Brooks die Glockenheide mit ihrem rosa Schimmer. In den Herbstmonaten herrschen Brauntöne in den Gräsern des Naturschutzgebiets vor, während vom Frühling und Sommer noch etwas sichtbar ist: rosa leuchtende Besenheide und weiße Birkenstämme begegnen euch noch hier und da.

Im Winter finden sich im Duvenstedter Brook zahlreiche Erlen- und Birkensamen, die Erlen- und Birkenzeisigen anlocken. 

Gespenstische Stimmung und Hirschbrunft

Während langsam die Sonne untergeht, sind in der Ferne schon die Brunftrufe der Rothirsche zu hören. Die stattlichen Geweihe der Hirsche schlagen beim Kämpfen klackernd gegen­einander. Aber auch eine Herde Hirschkühe zu erspähen, ist ein großartiges Erlebnis. Erst recht, wenn der aufsteigende Bodennebel für eine beinahe gespenstische Stimmung sorgt.

Ihr benötigt etwas Zeit und Geduld, um Zeugen der Hirschbrunft zu werden. Häufig suchen sich die Hirsche verborgene Plätze im Wald, die trotz der Beobachtungsstände nicht direkt in eurem Blickfeld liegen. Aber wenn ihr es schafft, die Hirschbrunft zu erspähen, habt ihr ein einzigartiges Erlebnis vor euch. 

Ohnehin gilt die Hirschbrunft als Highlight der Naturereignisse im Brook. Im September lassen sich die Rothirsche bei der Brunft beobachten, ab Mitte Oktober Damhirsche.

Nach der Hirschbrunft

Den Rückweg müsst ihr dann im Dunklen zurücklegen, begleitet von den mitunter unheimlichen Geräuschen der Nacht wie knackenden Zweigen. Eine Taschenlampe sollte daher fester Bestandteil eures Repertoires sein. 

Ganz in der Nähe liegt übrigens der Wohldorfer Wald, ein weiteres Naturschutzgebiet inmitten des Hamburger Stadtgebiets, das sich zu besuchen lohnt. Merkt euch den Wohldorfer Wald gerne für den nächsten Tag vor, wenn die Dunkelheit sich zu lichten beginnt und die vielfältigen Landschaften Hamburgs wieder schärfere Konturen bekommen. 

Think green

Bestimmte Wege sind zur Hirschbrunft gesperrt. Haltet euch daher an die ausgewie­senen Routen, seid leise und vermeidet hektische Bewegungen,
um die Tiere nicht zu vertreiben.

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